DRK-Heim Friesland in Schillig/Nordsee

DRK-Heim Friesland in Schillig/Nordsee

Sie betrachten derzeit eine Revision Titel "DRK-Heim Friesland in Schillig/Nordsee", auf 15.02.2022 um 12:37 Uhr von Heide Meyerholz gespeichert
Titel
DRK-Heim Friesland in Schillig/Nordsee
Inhalt
ch wurde Im Sommer 1960 als Achtjährige aus dem Harz nach Schillig an der Nordseeküste verschickt. Ich meine, dass der Träger des Heimes das DRK war. Ich habe die schrecklichsten Erinnerungen an diese Zeit, sie mit Therapeuten, Familienangehörigen, Freunden später versucht, zu „verarbeiten“. Als junge Frau bin ich einmal in den Ort gefahren, habe die düsteren Holzbaracken -jetzt freundlich angestrichen- wiedererkannt und meine Wut über das damalige Erlebte in den Wind geschrieen! Als ich viel später im Nachlass meiner Mutter eine Postkarte von mir an die Familie fand, wurde alles wieder wach und real. Die Wochen waren geprägt von großem Heimweh, dem Gefühl von Verlassenheit und Verzweiflung. Die Erwachsenen waren streng, hart und ohne Verständnis für kleine Kinder. Meine erste Post nach Hause wurde zerrissen „wir wollen doch nicht, dass deine Eltern traurig werden, schreib nochmal!“ Ich habe schnell begriffen, was die Erwachsenen von mir erwarten und dann auf weiteren Karten simple Aufzählungen ohne Erwähnung meiner Gefühle gemacht: „Wir haben hier 2 Schaukeln, eine Wippe, ein Drehkarussel, wir waren am Strand“. Ich erinnere meinen großen Ekel und immer wieder Erbrechen. Ich musste rohe Leber (wirklich!) essen und neben rohem Gemüse, das ich kannte auch rohe Kartoffeln! Ich sollte täglich mit Meerwasser gurgeln. Das erste Päckchen von Zuhause wurde von der „Schwester“ vor meinen Augen geöffnet und die Süßigkeiten darin an Alle verteilt. Ich hatte kein Mitspracherecht. Ich habe häufig nachts ins Bett gepinkelt und das Bettlaken unter Tränen verschämt abgezogen und zum „Trocknen“ über das Fußende des Bettes gehängt. Meine Eltern müssen gemerkt haben, dass mit mir etwas nicht stimmte und baten einen Bekannten, der in den Urlaub in die Nähe fuhr, mich aufzusuchen und Grüße zu bestellen. Ich habe den mir Fremden dann unter Tränen umarmt und wenige Tage später holten die Eltern mich vorzeitig ab! Der Bekannte hatte eindringliche Worte an die Eltern gefunden. Nachzutragen bleibt: Verschickungsgrund: ich war anämisch, blass, kränklich, untergewichtig. Zum ersten Mal allein in der Fremde. Meine Eltern waren, geprägt vom Faschismus, angepasst, autoritätsgläubig und hatten kein Verständnis für “Wehleidigkeit“ und „Extrawürste“ bei Kindern. Umso erstaunlicher und bezeichnend für diese „Sadisteneinrichtung“, dass sie mich, wenn auch spät, daraus erlösten.
Textauszug
Fußnoten


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01.07.2024 um 13:19 Uhr Heide Meyerholz
15.02.2022 um 11:37 Uhr Heide Meyerholz